Sport
Juventus Turin

Paul Pogba wegen Dopings lange gesperrt – ein Drama in 5 Akten

September 9, 2018 - Paris, France - Paul Pogba, Samuel Umtiti of France celebrate with the World Cup Trophy after the UEFA Nations League A group official match between France and Netherlands at Stade ...
Er wurde Weltmeister und galt als einer der besten Mittelfeldspieler der Welt: Paul Pogba (l.).Bild: imago sportfotodienst

Neuer Tiefpunkt für Paul Pogba – der Aufstieg und Niedergang in 5 Akten

Er war einmal der teuerste Fussballer der Welt, bekam ein Sonderlob von Andrea Pirlo und wurde mit 25 Jahren Weltmeister. Doch so rasant sein Aufstieg war, so schnell verlief auch der Niedergang von Paul Pogba. Nun wurde er für vier Jahre gesperrt – und dürfte seine Karriere ein unrühmliches Ende finden.
29.02.2024, 18:0029.02.2024, 18:03
Mehr «Sport»

Der Wechsel von Manchester United, wo er in sechs Jahren nie richtig glücklich wurde, zurück zu Juventus Turin sollte seiner Karriere im Sommer 2022 neuen Schwung verleihen. Aufgrund von Verletzungen und Disziplinlosigkeiten kam Paul Pogba seither nur in zwölf Spielen und während insgesamt 213 Minuten zum Einsatz. Nun wurde der 30-jährige Franzose für sein Dopingvergehen im letzten August für vier Jahre gesperrt. Es dürfte das Ende sein für die Karriere des Mittelfeldspielers, die von einem steten Auf und Ab geprägt war.

Schwieriger Start als Profi

Im Alter von 16 Jahren wechselte Pogba zur Saison 2009/10 aus Le Havre in die Jugend von Manchester United. Zwei Jahre später setzte sich der Junge aus einem Pariser Banlieue im Reserve-Team fest, doch bei den Profis reichte es nur zu einigen Kurzeinsätzen. Im Sommer 2012 entschied er sich dann für einen Wechsel zu Juventus Turin.

«An dem Tag wurde mir das Herz gebrochen.»
Paul Pogba

Jahre später sprach Pogba im «UTD Podcast» darüber, weshalb er das Angebot zu einer Vertragsverlängerung in Manchester ausgeschlagen hatte: «Es lag vor allem am Vertrauen in den Trainer.» Dieser hiess zu dem Zeitpunkt noch Sir Alex Ferguson und obwohl Pogba sagt, dass er «der beste Trainer der Geschichte» ist, sah der Franzose unter dem Schotten keine grossen Chancen. Er habe nicht das Gefühl gehabt, dass der Klub und Ferguson an ihn glauben würden.

Nicht einmal in einer Partie gegen Blackburn, in der gemäss Pogba «wegen Verletzungen kein Mittelfeldspieler im Kader war» und Aussenverteidiger Rafael aushelfen musste, kam er zum Einsatz. «An dem Tag wurde mir das Herz gebrochen», sagte Pogba. Deshalb habe er die für ihn schwierige Entscheidung getroffen, die «Red Devils» zu verlassen.

Manchester United s Wayne Rooney (L), Paul Pogba (2nd L), Javier Hernandez and Ashley Young (R) watch on..Barclays Premier League match between Wigan Athletic and Manchester United at the DW Stadium,  ...
Die Nachwuchshoffnung neben der Vereinslegende: Paul Pogba (2. v. l.) sitzt ebenso auf der Bank wie Wayne Rooney.Bild: imago sportfotodienst

Aufstieg zu einem der besten Achter der Welt

In Italien brauchte der ablösefreie Neuzugang nur rund ein halbes Jahr, bis er sich als Stammspieler etablieren konnte. Juventus wurde zum zweiten Mal in Serie Meister und der 19-jährige Pogba gehörte vor allem in der Rückrunde im Mittelfeld zu den Dauerbrennern neben Andrea Pirlo und Arturo Vidal. Vor allem von Pirlo konnte er eine Menge lernen und «der Architekt» bezeichnete Pogba später als besten Jungstar, den er je habe spielen sehen. Folgerichtig wurde er 2013 zum «Golden Boy» gekürt.

Und der Aufstieg ging unaufhaltsam weiter. Pogba wurde Jahr für Jahr besser und war aus der Startformation der «Alten Dame» nicht mehr wegzudenken. In den vier Jahren mit Pogba gewann Juventus immer den Meistertitel, stiess 2013/14 in den Halbfinal der Europa League vor und ein Jahr später in den Final der Champions League. Gegen Barcelona stand Pogba über die volle Distanz auf dem Feld, konnte die 1:3-Niederlage aber nicht verhindern.

POGBA Paul Team Juventus Turin mit MESSI Lionel UEFA Champions League Finale Juventus Turin FC Barcelona Barca 1 : 3 am 06.Juni 2015 in Berlin PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxSWExNORxDENxFINxONLY

Po ...
Lionel Messi und Co. waren eine Nummer zu gross für Paul Pogba und Juventus.Bild: imago sportfotodienst

Während seiner Zeit bei Juventus debütierte Pogba auch im Nationalteam, mit dem er an der WM 2014 teilnahm, wo er zum besten Jungspieler gewählt wurde. Bei der Heim-EM 2016 stand er in allen Spielen auf dem Feld, verpasste in der K.o.-Phase keine Minute, musste sich im Final gegen Portugal mit der «Équipe Tricolore» aber nach 120 Minuten geschlagen geben. Dennoch schien der Weg an die Spitze des zu dem Zeitpunkt 23-Jährigen, der 2015 sowohl von der UEFA als auch von der FIFA ins Team des Jahres gewählt wurde, vorgezeichnet.

Sein Marktwert war auf 70 Millionen Euro angestiegen und das Interesse an einem der besten Achter der Welt stieg ins Unermessliche. Im August 2016 gab Manchester United die Rückkehr des Mittelfeldspielers mit dem Hashtag «Pogback» bekannt. Für eine damalige Rekordablöse von 105 Millionen Euro wurde Pogba aus Turin losgeeist. Noch heute ist er der teuerste Zugang in der Geschichte der Red Devils.

Die Entwicklung der Rekordtransfers im Fussball

1 / 50
Die Entwicklung der Rekordtransfers im Fussball
Nie war mehr Geld im Fussballgeschäft als heute. Dabei fing alles recht bescheiden an:
quelle: getty images europe / philipp schmidli
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Weltmeister!

«Ich habe meine Zeit bei Juve wirklich sehr genossen. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich jetzt ins Old Trafford zurückkehren muss», sagte Paul Pogba damals zu Eurosport.

Es sollte der Beginn der besten Jahre seiner bisherigen Karriere sein. Direkt in der ersten Saison führte er Manchester United als bester Spieler des Wettbewerbs zum Titel in der Europa League. Im Folgejahr erreichten die «Red Devils» unter José Mourinho mit dem zweiten Platz das beste Ergebnis in der Premier League, seit Ferguson 2013 mit dem Titelgewinn zurückgetreten war. Pogba überzeugte als Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld sowie mit seiner Offensivgefahr als Torschütze und Vorlagengeber.

Der wichtigste Moment in dieser Phase spielte sich aber mit der Nationalmannschaft ab. Bei der Weltmeisterschaft 2018 gewann Pogba mit Frankreich den Titel. Auch in Russland war Pogba einer der wichtigsten Spieler der «Bleus», im Final gegen Kroatien erzielte er das wichtige 3:1. Teamkollege Adil Rami sagte über Pogba: «Ich weiss nicht, wie und woher es kam, aber er ist zum Leader gereift. Er war der starke Mann des französischen Teams.»

Das Final-Tor von Paul Pogba.Video: YouTube/FIFA

In einem Video ist zu sehen, wie er dem Team vor dem Endspiel mit einer Rede einheizt: «Ich will, dass wir uns heute in das Gedächtnis aller Franzosen einbrennen und Geschichte schreiben.» 90 Minuten später war Pogba mit gerade einmal 25 Jahren Weltmeister – und am Höhepunkt angekommen.

Plötzlich Sündenbock in Manchester

Doch während er in der Nationalmannschaft seinen grössten Erfolg feierte, erlebte Pogba im Klub eine schwierige Zeit. Die Beziehung zu Trainer Mourinho verschlechterte sich nach der WM ziemlich schnell, es entwickelte sich ein Machtkampf zwischen dem Coach und dem Mittelfeldspieler. In den letzten drei Spielen unter dem Portugiesen stand Pogba, der das Vertrauen des Trainers verloren hatte, nur noch einmal für 15 Minuten auf dem Rasen. «Ich hatte einmal eine grossartige Beziehung mit Mourinho und plötzlich weiss man nicht, was passiert ist», sagte er später.

Im Dezember 2018 wurde Mourinho durch Ole Gunnar Solskjaer ersetzt, Pogba stand wieder in der Startformation und dankte dies mit einer hervorragenden Rückrunde. 16 Tore und 11 Assists schaffte er in 46 Spielen in jener Saison – und trotzdem musste er als Sündenbock hinhalten, als Manchester United gegen Saisonende eine schwache Phase durchlief. Die Fans buhten ihn teilweise aus und machten ihn für die Krise verantwortlich. In der Folge begannen ihn häufig Verletzungen zu plagen, immer wieder fiel er Monate lang aus. Und wenn er auf dem Feld stand, konnte er nicht an vergangene Leistungen anknüpfen.

Die Zeit bei Manchester United bezeichnete er bereits Ende 2020 als «schwierigste Periode meiner Karriere». Pogba sprach auch über Depressionen, welche er durchmachte. Angefangen hätten die mentalen Probleme in der Zeit unter Mourinho, erzählte er bei «Le Figaro». «Wenn man mental kein dickes Fell hat, ist man in diesem Sport tot.» Spätestens nach der Interaktion mit den Fans nach einem Sieg gegen Norwich im April 2022 war allen klar, dass seine Zeit in Manchester als misslungen gelten wird. Einige United-Anhänger riefen ihm zu: «Verpiss dich, Pogba!» Als Reaktion hielt sich dieser die Hand ans Ohr.

Football - Premier League - Manchester United, ManU v Norwich City 16th April 2022 - Premier League - Manchester United v Norwich City - Paul Pogba of Manchester United reacts to boos from his own sup ...
Pogba reagiert auf Buhrufe der Fans.Bild: www.imago-images.de

Auch deshalb gilt Pogba, der mit Frankreich an der EM 2021 im Achtelfinal gegen die Schweiz eine grosse Enttäuschung erlebte, als schwieriger Charakter. Wie ESPN berichtete, könnte sich das Bild Pogbas innerhalb des Klubs von der Aussenmeinung aber nicht stärker unterscheiden. So habe er mehrmals als Vermittler zwischen Spielern und Vereinsführung agiert und sei eine der Führungspersonen im Team gewesen. Dass er eine zerstörerische oder schädliche Kraft im Klub gewesen sei, sei eine falsche Wahrnehmung.

Rückkehr zu Juventus

Jedoch fütterte Pogba das Bild des Disziplinlosen und des schwierigen Charakters mit gewissen Aktionen immer wieder. Im Sommer 2022 endete seine zweite Zeit bei den «Red Devils» mit Auslaufen seines Vertrags. Pogba kehrte wieder nach Italien zu Juventus zurück – sowohl der Franzose als auch der Klub sprachen davon, nicht glücklicher über die Vertragsunterschrift sein zu können. «Er ging als Junge und kehrt als Mann sowie Champion zurück», schrieb Juve bei der Verkündung des Neuzugangs. Die Hoffnungen, an alte Leistungen anknüpfen zu können, waren gross. Doch erst einmal verpasste Pogba die gesamte Hinrunde aufgrund einer Verletzung, die er sich noch in England zugezogen hatte.

Und noch bevor er zum ersten Mal für die «Bianconeri» auf dem Feld stand, sorgte er bereits für Ärger bei den Fans. Im Dezember zeigte er sich in den sozialen Medien beim Skifahren, obwohl noch nicht einmal klar war, wann er auf den Platz zurückkehren würde. Dafür hagelte es auch Kritik von Juventus-Legende Marco Tardelli: «Er ist ein Problem für den Klub. Er geht Ski fahren, während seine Teamkollegen mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.»

Als er dann vor ziemlich genau einem Jahr im Derby gegen den FC Turin über sechseinhalb Jahre nach seinem letzten Einsatz für Juventus sein Comeback feierte, ging es nur zehn Tage, bis er wieder aus dem Kader gestrichen wurde. Pogba war zu spät zu einem Team-Meeting gekommen. «Es ist eine Sache des Respekts», sagte Trainer Allegri. Kurz darauf kehrte er wieder in den Kader zurück, fehlte aber auch danach immer wieder wegen Verletzungen.

Nach zehn Einsätzen in seiner ersten Saison wurden ihm gleich im ersten Spiel im zweiten Jahr nach seiner Rückkehr zu Juventus zu hohe Testosteronwerte nachgewiesen. In der Folge kam er noch zu zwei Kurzeinsätzen, bevor auch die B-Probe positiv war. Im Anschluss wurde er suspendiert und kassierte nur noch einen Bruchteil seines Gehalts.

Ein knappes halbes Jahr nach seinem letzten Einsatz vom 3. September gegen Empoli gab die nationale Doping-Agentur Italiens die vierjährige Sperre bekannt. Pogba erklärte danach, Einspruch vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS zu erheben. «Ich bin traurig, schockiert und am Boden zerstört, dass mir alles genommen wurde, was ich mir in meiner Karriere aufgebaut habe», so der 30-Jährige. Er habe nie wissentlich etwas genommen, was den Anti-Doping-Regularien widersprechen würde. «Ich würde meine Leistungen nie durch verbotene Substanzen steigern und habe meine Mitstreiter und die Fans nie betrogen.»

Noch kämpft der Franzose also um seinen Ruf. Wie erfolgversprechend dies ist, muss sich erst noch zeigen. Sollte die vierjährige Sperre bestätigt werden, könnte dies jedoch gleichbedeutend mit dem Ende seiner Profikarriere sein. Es wäre ein trauriger Abgang eines einst so grossartigen Fussballers.

Der Artikel wurde erstmals im März 2023 veröffentlicht und nach Bekanntgabe der Sperre aktualisiert.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Erling Haaland: Meilensteine einer Karriere
1 / 27
Erling Haaland: Meilensteine einer Karriere
Der norwegische Stürmer Erling Haaland ist einer der herausragenden Stürmer der Gegenwart. Seine Laufbahn in Bildern. (Stand: Februar 2024)
quelle: www.imago-images.de / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Freddy Nocks bewegtes Leben: Diese Momente bleiben für immer
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Darkside
29.02.2024 20:14registriert April 2014
In vier Jahren läuft er dann im Tourbillon auf.
204
Melden
Zum Kommentar
5
    Bayer bleibt ZSC-Trainer +++ Fribourg holt zwei neue Ausländer
    Die Saison ist noch nicht besonders alt und trotzdem basteln die Klubs schon an ihren Teams fürs nächste Jahr. Hier gibt es die Transfer-Übersicht für 2025/26.

    Die ZSC Lions gehen mit Marco Bayer als Cheftrainer in die Zukunft. Wie der Schweizer Meister am Samstag bekanntgab, will Bayer seinen bis 2027 gültigen Vertrag bei den Zürchern erfüllen. «Ich freue mich darauf, zusammen mit den Spielern und den Fans die Geschichte gemeinsam weiterzuschreiben», sagte er.

    Zur Story